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Homestory Claudia Silberschmidt

Feinarbeit und Leidenschaft im Engadin

Im 700-Seelen-Bergdorf Bever zeigt die Innenarchitektin Claudia Silberschmidt echtes Können. Zusammen mit ihrem Team von Atelier Zürich entwarf sie ein Interior, das durch die Materialien Holz und Stein dominiert wird und von einem durchdachten Licktkonzept wohnliche Wärme erhält.

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Bever

Unter dem Dach wünschten sich die Bauherren eine kleine Bibliothek. Die Innenarchitektin sorgte mit umlaufenden Sitzbänken für Gemütlichkeit.

Martin Guggisberg

«Es ist immer schwer, einem Neubau Atmosphäre zu geben. In einem alten Haus trifft man auf Geschichte und Gelebtes. Im Neuen muss man dies alles erst entstehen lassen», erklärt Claudia Silberschmidt. Die Aufgabe, für die die Zürcher Innenarchitektin ins Engadiner Bergdorf Bever gerufen wurde, war folglich keine leichte. Sie sollte für eine gerade gebaute Doppelhaushälfte eine moderne aber dennoch gemütliche Einrichtung entwerfen. «Gemeinsam mit den Bauherren wählten wir die regionalen Materialien Lärchenholz und Soglio, ein vom Maloja-Pass stammender grauer Gneis. Dazu wurde eine Farbskala von sanften Grau- und Brauntönen bestimmt.» Als besonders wichtig erschien es, die Räume in ein warmes Licht zu tauchen. Also enden die Holzdecken mit einem eleganten Rahmen, in den eine indirekte Beleuchtung hinter Opalglas intergriert wurde. Viel lieber als Spots setzt Claudia Silberschmidt markante Leuchten ein. So wie die Laternen im Treppenhaus, die unterschiedlichen Glasschirme über der Kücheninsel mit Esstisch und den Geweihlüster im Bad. Die Sofas wurden bewusst schlicht gewählt. Sie sind mit Leinen bezogen, das einen Ton dunkler auch an den Fenstern zum Einsatz kam. Weil sich die Auftraggeber in die reich verzierten Scheunentüren der alten Engadiner Häuser verguckt hatten, wurden ihnen nachempfundene ornamentale Fräsungen in den Einbauten angebracht - ein Detail, das dem Interior einen rustikalen Charme verleiht. Dazu tragen auch Kissen auf Betten und Sofas bei. Sie sind aus Stoffen alter Mehlsäcke und Schweizer Armeedecken genäht. Für einen sanften Bruch sorgen asiatischen Möbel und Accessoires, wie der Wurzelholztisch im Wohnzimmer oder die Outdoor-Sitzgruppe aus Teak-Holz.

Vor 15 Jahren gründete die gebürtige Appenzellerin ihr Planungsbüro Atelier Zürich. Seitdem sind viele private und öffentliche Bauten entstanden. Für die Auftrageber werden meist ganze Einrichtungskonzepte erarbeitet. Auch den Hotels, die von Claudia Silberschmidt ausgestattet wurden - u. a. das «Helvetia» in Zürich, das «Swissôtel Dresden» und das Hotel «Le Grand Bellevue Gstaad» -, gab sie einen komplett neuen Look, von der Lobby über die Zimmer bis hin zum Spa. Bei der Arbeit sucht die Kreative - sie ist verheiratet und hat eine 11-jährige Tochter - den direkten Austausch mit ihrem 12-köpfigen Team. «Wir arbeiten alle sehr eng zusammen. Vor zwei Jahren haben wir in Indien traditonelle Handwerker besucht. Im letzten Sommer sind wir zu dritt mit einem Lastwagen von Zürich nach Südengland gefahren. Auf dem Weg haben wir Antiquitätenhändler und -märkte abgeklappert, um unsere Projekte zu bereichern.» Mit den Funden - z. B. zwei Dutzend Eisbehälter aus Kristallglas - bestücken sie gerade das neue «Razzia», Restaurant und Bar in der Zürcher Seefeldstrasse. Und als schönen Nebeneffekt dieses Umbauprojekts, wird Atelier Zürich direkt gegenüber ab April dieses Jahres einen eigenen Concept Store eröffnen: Auf 140 Quadratmetern gibt es dann all die schönen Dinge, die das Kreativteam auf Messen und Erkundungsfahrten in aller Welt zusammenträgt oder nach eigenen Entwürfen herstellen lässt.  

Von Christine Halter-Oppelt am 7. Februar 2014 - 11:37 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 17:47 Uhr