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Warum uns knappe Bikini-Höschen richtig gut tun

«Du kannst das tragen», sagen wir oft zu anderen. Und nehmen uns selbst raus. Der Tanga-Bikini statuiert ein Exempel. Doch diese Saison poppt er nicht nur aus sämtlichen Insta-Feeds, sondern in erstaunlich vielen Badis auf. Über den therapeutischen Siegeszug nackter Backen.

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tangas

Eine Horde Influencer macht Urlaub. Mit Wenig Stoff im Brazilian Cut.

Instgram/tashoakley

Erst gestern sass ich Rosé nippend auf der Werdinsel. Den einen Schluck nahm ich besonders bedächtig, nämlich als ein Trio Mädchen wie in Zeitlupe an mir vorbeiwandelte. Im knappen Bikinihöschen, weit entfernt von Size Zero, da bewegte sich was, es war fantastisch. Meine Mittrinker staunten ebenfalls andächtig. Und dann liess ich den Blick schweifen und ja, es ist tatsächlich passiert: Bikini-Tangas haben das Zepter übernommen. Und das nicht nur in Hipster-Badis, wo die steinharten Ärsche teuer beim Personal Trainer erworben wurden.

Nun hasse ich Strings. Und muss gestehen, dass ich jedes Mal die Augen schliesse, wenn ich in den Micro-Unterhöschen einen Spiegel kreuze. Passiert nicht oft, kommt aber vor. Ich husche beschämt vorbei. Weil ich nicht wissen will, was sich da hinten im Vorbeigehen tut. Ich möchte die unzähligen Laster meines Lebens, die mir Dellen ins Gewebe getanzt haben, nicht sehen. Aus Selbstschutz. Ich finde diesen schmalen Stofffetzen nicht nur furchtbar unbequem, sondern auch unästhetisch. An mir.

Inzwischen ist das Ganze in nicht ganz so reduzierter Form wie eine unaufhaltsame Welle auf die Bademode übergeschwappt. Und sie bricht über alles hinweg, es hat sie bereits Anfang des Jahres in Läden und auf Instagram gespült. Sie waren überall. Ich war skeptisch. Und jetzt, wo es Sommer ist? Finde ich diese Tangas plötzlich gut. An Frauen jeglichen Volumens. Überlasse ich persönlich die hochgeschnittenen Dinger im knappen Brazilian Cut nun denen, deren zweites Zuhause das Fitnesstudio ist, oder muss ich mein eigenes Körperbild überdenken?

Sind Tangas gemein oder eine Chance?

Es geht vermutlich vielen so: Ein so winziges Kleidungsstück zu probieren, kostet Überwindung. Weil man uns ins Kleinhirn gemeisselt hat, dass es nun beileibe nicht jedem steht. Im März diesen Jahres postete Influencerin und Model Emily Ratajkowski ein Bild von sich und einer Freundin am Strand – in ihrer selbst entworfenen Bademode. Sie liegen auf dem Bauch, beide Pos sind mehr oder weniger unbedeckt. Ohne dass ich will (und ich schäme mich dafür), denke ich, dass die Freundin dabei nicht gut wegkommt. Aber warum? Weil sie vermutlich keine Ab Crack hat, weil ihre Rippen nicht rausquellen, weil sie im Gegenatz zu Emily so aussieht, als hätte sie davon noch genug. Sie hat einen normalen Körper.

Übrigens: Redaktorin Carla trägt Emily Ratajkowskis Micro-Bikini im Real Life und hat uns davon erzählt. Bitte hier lang!

  

Wir alle wissen, dass sich unsere Wahrnehmung durch Social Media, wo einem sekündlich ein neues, perfekt geformtes Geschöpf eine virtuelle Postkarte aus den Traumferien schickt, verschiebt. Aber genau diese getunten Dinger sind der Grund, warum wir gehemmt sind, uns nicht trauen, eingeschüchtert sind. Wir wissen, was uns da von innen auffrisst, bieten dem aber trotzdem nicht die Stirn. Doch aufgepasst! Vielleicht ist er jetzt endlich da, der Heiland! Und zwar unter dem Deck- oder Bademantel der Swimwear.

Vermutlich müssen wir beim rasant hochgeschnittenen Tanga, ob als Bikinihöschen oder als Badeanzug, einfach mal drauf scheissen (Pardon), dass da Cellulite und/oder zu viel oder zu wenig Po und/oder Hüfte ist. Ich, als eine, die ganz ungern ihre Kehrseite zeigt, posaune ja trotzdem ständig heraus, dass gerade dieser Schnitt theoretisch allen stehen müsste. Weil der hohe Beinausschnitt das Bein optisch verlängert und einen schönen Apfel-Po formt. Und ja, das glaube ich wirklich. Und verleugne mich dabei traurigerweise selbst.

Soeben habe ich ein Bikinhöschen namens «Cheeky Tanga» bestellt. Und habe ganz eventuell diesen Sommer meinen Pfirsich schon vermehrt in meine Insta-Stories geladen. Because I can und because everybody can und weil es nicht peinlich ist. Weil man stolz auf seinen Körper sein darf. Und man damit ein Zeichen setzt. Für die, die es verstehen. 

Sun’s out, Buns out:

Von Linda Leitner am 26. Juli 2019 - 10:45 Uhr