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Was ist so falsch an genderneutraler Kleidung?

Céline Dion entwirft jetzt Kindermode – und erntet Hass

Die kanadische Sängerin macht plötzlich Kindermode. Und statt zarter Balladen fliegt Céline Dion jetzt die Wucht des Hasses um die Ohren.  

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Céline Dion in Paris

Wer hätte das gedacht? Céline Dion hat sich plötzlich zur Fashion-Influencerin gemausert. Diesen Spirit investiert sie nun in Kindermode. Die kommt bei ihr geschlechterneutral daher. Die Kids sollen irgendwann (genauso wie Céline Dion) selbst entscheiden dürfen, ob sie rosa Sachen tragen wollen oder nicht. 

Getty Images

Céline Dion hat mit ihrem aktuellsten Engagement in ein Wespennest gestochen. Die kanadische Sängerin macht neuerdings Kindermode. Genderneutrale Kindermode. Heisst: Bei ihr sind Mädchen keine Prinzessinnen und Jungs keine Fussballer. Dafür kleidet die 50-Jährige ihre junge Kundschaft in Zusammenarbeit mit dem israelischen Kids-Label Nununu neu ein. Mädchen und Jungs bekommen hier die gleichen Teile. 

Celinununu Kleider von Céline Dion feat. Nununu

Bei Céline Dion sind Mädchen keine Prinzessinnen und Jungs keine Fussballer. 

celinununu.com

Das kommt nicht überall gut an. Für manche Fans ist Dion jetzt wie die Titanic im Meer versunken. Sie sehen nicht ein, weshalb Kinder genderneutrale Kleidung brauchen. Auf ihrem Instagram-Account finden sich Kommentare wie «Das ist Propaganda für Transgender. Sie wollen, dass unsere Kinder verwirrt und verloren sind». Auch über ihren verstorbenen Ehemann René Angélil wird hergezogen. Er selbst sei pädophil gewesen, wird hier behauptet. Die Nununu-Gründerinnen Iris Adler und Tali Milchberg bringen den Hass auf den Punkt. Sie würden mit ihren Designs eben nicht nur gängige Konzepte für Kinderkleidung infrage stellen, sondern auch generell die Haltung gegenüber Kindern. Céline Dion twittert hierzu:  

Kinderkleidung ist also plötzlich politisch. Oder nicht so plötzlich? Fakt ist: Schon in den 70er-Jahren boomten genderneutrale Kinderklamotten im Zuge der Frauenbewegung. In den 80ern kam dann die Kehrtwende. Mit den neuen Möglichkeiten der Ultraschalltherapie war es plötzlich möglich, das Geschlecht eines Babys schon vor der Geburt zu bestimmen. Und weil sich das gut vermarkten lässt, ploppten plötzlich Kinderwägen in zwei Farben auf, das Kuscheltier für kleine Jungs hatte plötzlich einen Fussball in der Hand und Puppen für Mädchen wurden zu Prinzessinnen.  

Früher war Pink total männlich

Übrigens: Blau ist erst seit etwa den 40er-Jahren männlich, die Baby-Boomers waren damit die erste Generation, die genderspezifisch eingekleidet wurde. Lustig: Es hätte auch anders kommen können. Vor etwa 100 Jahren hielten Eltern nämlich Pink für die stärkere Farbe – und ordneten sie deswegen eher den Jungs zu.

Und jetzt? Laut einer vom US-Label Mintel 2017 in Auftrag gegebenen Studie bevorzugen 20 Prozent der Eltern genderneutrale Kleidung. Das Geschäft mit den Kinderklamotten ist umsatzstark – 20 Prozent vom Kuchen haben oder nicht haben? Das macht im Zweifelsfall ein paar Milliönchen aus. Ob es Céline Dion nur ums Geld geht? Wer weiss. Mit einem auf 800 Millionen US-Dollar geschätzten Vermögen hat sie davon ja eigentlich schon genug. Vielleicht nervt sie sich wie viele andere Mütter aber auch darüber, dass es für Jungs alles mit Fussbällen und für Mädchen alles mit Glitzer gibt.

Das ist nebst unnötigen Zuschreibungen (nicht jeder Junge mag Fussball, nicht jedes Mädchen will eine Prinzessin sein) ja im Zweifelsfall auch schlicht langweilig. Denn eine rein blau-rosa Kinderwelt ist genauso dumpf, wie ein nebliger Novembertag. Ein Regenbogen ist doch viel schöner. 

Von Bettina Bendiner am 20. November 2018 - 15:15 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 11:52 Uhr