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5 Minutes with ...

Luke Evans, Schauspieler

Während unseres Gespräch naschte der Schauspieler («Dracula», «The Hobbit») immer wieder von den mitgebrachten Pralinés. Als alle weg waren, wollte er wissen, wo es die Köstlichkeiten gibt und was sie kosten. Letzteres liess ihn etwas erbleichen … Wir trafen den 37-jährigen Waliser letzten Herbst am Zurich Film Festival zur Premiere von «High-Rise» und sprachen mit ihm über falsche Koteletten und echte Promis.

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Luke Evans

Luke Evans

Getty Images

Style: Ist es Ihr erster Aufenthalt in der Schweiz?
Luke Evans: Nein (und strahlt), ich war schon viele Male hier. Und freue mich jedes Mal darauf. What a lovely country! In Luzern durfte ich vor Jahren den Fashion-Event «Gwand» präsentieren, zusammen mit der wundervollen Monica Schäfer. Drei Jahre in Folge. Ich erinnere mich an die alte Holzbrücke mit den Bildern.  

Wie haben Sie es denn mit der Mode?
Sicher interessiert sie mich. Das bringt schon der Beruf mit sich. Vorher hatte ich mir ehrlich gesagt nicht viel Gedanken darüber gemacht. Dann kam mein erster Film raus und ich musste mir überlegen, was ich zur Premiere anziehen soll. Ich durfte mir den besten Anzug ausleihen, den ich je getragen hatte. Damit fings wohl an. Mit den Jahren entwickelte ich gewisse Vorlieben, traf Designer und bin mit Bulgari assoziiert, einer Brand, mit der ich mich identifizieren kann. 

Ihre Klamotten und Frisur im Film «High-Rise» sind eine andere Kategorie …
Der Film spielt ja in den späten 70er Jahren. Als ich das Skript las und mich mit meiner Figur vertraut machte, hatte ich gleich einen Look vor Augen. Wilder, meine Rolle, ist ein Party-Animal, ein Trinker, ein faszinierender Kerl, ein Hellraiser. Mir kam sofort der Schauspieler Oliver Reed in den Sinn, damals ein grosser Name, also schaute ich mir Fotos und Interviews aus den Siebzigern von ihm an an. Ich kam zum Schluss: Er sieht einfach klasse aus. Ich zeigte die Bilder den Kostüm- und Make-up-Leuten, sie  fanden meinen Input gut. Also musste ich die Haare wachsen lassen, bekam eine Föhnfrisur und Koteletten verpasst.

Die waren also nicht echt?
Nein, der Schnauz allerdings schon. Sieht alles grässlich aus, aber es zeigt den Charakter bestens.

Wilder ist ein Proll, einer der Bösen. Hat es Spass gemacht, ihn zu spielen?
Oh ja. Wilder hat keine Angst vor Blut, Schweiss oder Tränen. An so eine Figur kann man ganz physisch herangehen. Grenzen ausloten. 

Der Film tut beim Sehen mit zunehmendem Chaos mehr weh. War das beim Drehen auch so?
Der Dreh lief erstaunlich gut, der Regisseur arbeitet schnell. Manchmal bringt man die Füsse nicht auf den Boden in so einer Rolle, da muss man dem Regisseur ganz vertrauen können. Denn Wilder geht durch ganz dunkle, irre Phasen. Abends beim Feierabendbier denkt man dann: Herrje, was ist da abgegangen den ganzen Tag?

Sie werden oft für die Heldenrolle gecastet. Wilder ist das pure Gegenteil.
Richtig, ich suche den Wechsel. In «Fast and Furious 6» war ich der Superbad-Ass, auch in «Beauty and the Beast» und «Message for the King». Als nächstes spiele ich dann einen grundanständigen Kerl. An «High-Rise» hat mich nicht nur meine Figur, sondern der ganze Film brennend interessiert. Solche Filme werden nicht mehr oft gemacht, jeder fürchtet das Risiko. Der Film erinnert mich an eine andere Epoche des britischen Films,  an die grossen Regisseure. Wie etwa Ken Russell, der uns eine grosse Inspiration war.

5 Minutes with …

Als Richard Wilder in «High Rise»

Fast jeder und jede im Film raucht …
… sogar meine schwangere Frau! Hey, es waren die Siebziger. Da haben  alle geraucht.

Sie auch. Ist das gespielt oder rauchen Sie?
Ich habe es schon viele Male aufgegeben. Aber ab und zu ist mir danach.

Sie wurden «erst» in Ihren Dreissigern so richtig berühmt. Halten Sie späten Ruhm für einen Vorteil?
Nicht generell. Ich bewundere die ganz Jungen, die schon ganz oben sind. Viele machen das grossartig, zum Beispiel Jennifer Lawrence. Sie ist derart geerdet, hat beide beine auf dem Boden. In ihrem Alter musste ich noch vieles machen, was mir nicht behagte, um Jobs kämpfen, Klinken putzen … Umso toller war es dann, als ich das nicht mehr so verbissen tun musste. Nach Zürich zum Filmfestival geflogen zu werden ist heute schon ein feine Sache. Oder bei einer «Vanity»-Party eingeladen zu sein(lacht). Solange ich einen Freund mitbringen kann  gern!

Und die Schattenseiten des Starruhms: Können Sie unerkannt oder unbehelligt mit Freunden ein Bier trinken im Pub?
Aber ja doch. Hin und wieder fragen die Leute da um ein Autogramm oder ein Foto, aber das stört mich nicht. Die Meisten sind ja nicht aggressiv. Sie staunen nur, wenn sie Dracula beim Jeanskaufen in einem Laden sehen. Ausserdem ist es auch einfach ein Teil des Jobs. Filme sollen ja viele Leute ansprechen und da zu erwarten, dass es keine Reaktionen gibt, wäre doch naiv. Aber ich bin ja kein VIP.

Jetzt kokettieren Sie aber.
Nein, ich geben Ihnen ein Beispiel von richtig VIP: Ich sass neulich, an einem Samstagmittag, in einem Pub und alle tuschelten und drehten die Köpfe rum, in meine Richtung. Da bemerkte ich, dass sie nicht mich, sondern Anna Wintour anstarrten, die in der Nähe sass. Ich fand das sehr aufregend.  

Geben Sie uns einen Tipp, was sich im britischen TV anzusehen lohnt!
Ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich habe keinen Fernseher und schaue mir nur die BBC-News an. Und «Family Guy», aber das ist ja nicht britisch.

Sie sind 37. Machen Sie sich Sorgen ums Älterwerden?
Nein, dazu ist es zu spät. Ich habe mich in meinen Zwanzigern darum gesorgt, jetzt habe ich mich mit meinen Falten arrangiert.

Vielen Dank! 

Anita Lehmeier, Journalistin GaultMillau-Channel
Anita Lehmeierlebt in der urchigen Innerschweiz – wegen der Nähe zur Natur, den tüchtigen Bauern, den besten Käsern und den Landeiern.Mehr erfahren
Von Anita Lehmeier am 4. Juli 2016 - 12:00 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 15:04 Uhr