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Opfern für den inneren Frieden

Ashley Graham rät zu lustlosem Sex

Es gibt Ratschläge und, ähm … Ratschläge. Aktuell ergiesst sich Ashley Grahams Weisheit über den gebeutelten Planeten. Sie rät Frauen, dem Frieden zuliebe Sex zu haben. 

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Im Zuge von #metoo und aktualisierten Interpretationen traditioneller Feminismus-Konzepte ist klar: Frauen bestimmen über ihren Körper. Frauen haben Sex, weil sie wollen – und nicht, weil es zum Pflichtenheft einer patenten Hausfrau gehört. Doch jetzt fühlen wir uns dank eines Interviews von Ashley Graham, 31, in der aktuellen US-Elle doch etwas in die 50er-/60er zurückversetzt. Denn das wohl berühmteste Plus-Size-Model der Welt rät zum Sex für den Frieden. Nicht den Weltfrieden. Ehefrieden. Sie sagt: «Habt die ganze Zeit Sex. Selbst wenn ihr keine Lust habt, habt Sex.» 

Feminismus klingt anders 

Natürlich soll Ashley Graham so viel Sex haben, wie sie möchte. Gerne auch lustlos. Ist total in Ordnung. Als prominente Spokeswoman mit hoher Glaubwürdigkeit (sie hat das Plus-Size-Modeltum ja quasi höchstselbst erfunden!) greift diese als «Gehimtipp für eine perfekte Beziehung» kaschierte Reise in die Vergangenheit doch etwas zu kurz. Traditionell wurde Sex in der Ehe als Muss zwecks Fortpflanzung verstanden. In Jane Austens Romanen steht etwa nach unglücklichen Vermählungen vor allem eine Frage im Zentrum: Wurde die Ehe schon konsumiert? Wenn nein, dann konnte man das allenfalls noch regeln mit der Trennung. Konsumieren ist aber vor allem ein technischer Vorgang. Man konsumiert vieles, Netflix-Serien, Süppchen, Kaffee oder whatever. Sex ist in der modernen Deutung aber eine Erfahrung oder ein Erlebnis, an dem ausschliesslich interessierte und engagierte Partner in gegenseitigem Einverständnis teilhaben sollten.

Ein schlecht verpackter Witz?

Die Umdeutung von Sexualität vom Pflichtakt zum, nennen wir es, Hobby, hat immerhin einige Jahrhunderte in Anspruch genommen. Zentral dabei: das Lustempfinden der Frau. Und das stellt Ashley Graham mit ihrer vermutlich scherzhaft dahin geworfenen Bemerkung infrage. Frauen sollen sich in der Extremdeutung also einfach mal wieder hinlegen. Dem Frieden zuliebe. Wir kramen schon mal unsere Empire-Kleider raus. Und machen uns ganz prophylaktisch auf die Suche nach Mister Darcy.

Übrigens: Noch mehr Weisheit à la Graham gibt es in der Galerie.

Von Bettina Bendiner am 10. Januar 2019 - 16:00 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 11:44 Uhr