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Homestory Virginia Maissen

Es war einmal...

Bevor die Creativ Directorin Virginia Maissen aus ihrer 6-Zimmer-Wohnung im Zürcher Enge-Quartier auszog, lud sie noch einmal einen Fotografen ein. Der hielt fest, was sich auf 240 Quadratmetern in 21 Jahren so alles an wunderbaren Fundstücken und Wohnideen angesammelt hatte.

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Virginia

Das Wohnzimmer mit witzigem 50er-Jahre-Relief und Sofas von Minotti.

Agi Simonis

Abschiednehmen ist manchmal schwer. Auch Virginia Maissen ging mit einem weinenden Auge, als sie ihre 6-Zimmer-Altbauwohnung Ende September diesen Jahres verlassen musste. Die Besitzerin hatte Eigenbedarf angemeldet. Doch der Auszug war auch ein Aufbruch in eine neue Zeit. «Mein älterer Sohn Kelian hat bereits ein eigenes Loft. Aris, der jüngere, wohnt abwechselnd bei mir und seinem Vater», erzählt die Mitinhaberin der Creativ Agentur Gustave. «Ich habe eine spannende 30er-Jahre-Wohnung ganz in der Nähe gefunden und riesig Freude, mich neu einzurichten.» 

Rückblende. Im Jahr 1992 ging Virginia Maissen als junge Stylistin das Wagnis ein, eine 240-Quadratmeter-Wohnung in einem Haus aus der Jahrhundertwende anzumieten. Der Preis war schon damals nicht gerade günstig, aber die einzigartige Gelegenheit durfte nicht verpasst werden: Sechs Zimmer, die sternförmig von einer grossen Eingangshalle abgehen, die durch ein reich verziertes Fenster vom Treppenhaus aus mit Tageslicht gespeist wird, ein nochmal so grosses Wohnzimmer und auch sonst ausreichend Platz zum Arbeiten und Schlafen. Bald wurde der erste Sohn geboren. Immer mal wieder wohnte ein Aupair oder ein Untermieter bei der kleinen Familie. So wechselte auch die Nutzung der Räume, wenn es nötig war. Zur festen Einrichtung entwickelte sich die grosse Christmas Party zwei Wochen vor Weihnachten. Alljährlich kamen 70 Leute - Familie, Freunde, Geschäftskollegen - und feierten mit feinem Essen, Drinks und Tombola bis tief in die Nacht hinein. Kein Wunder. Wer die Schwelle zu Virginias Wohnung überschritt, fühlte sich sofort wohl. Warme Farben an den Wänden - vernehmlich Grüntöne - Vintage-Stühle und -Sessel, bequeme Sofas, asiatische Möbel und jede Menge liebevoll arrangierte Fundstücke von ganz unterschiedlicher Herkunft. Besondere Highlights waren die schwarz-weissen Keramikvasen aus dem Nachkriegsdeutschland, die, so die Hausherrin, unbedingt als Gruppe dekoriert werden müssen, oder die Muranoglasobjekte, die in allen Farben des Regenbogens schimmerten. An der Wand hing ein Relief mit musizierenden, afrikanischen Figuren, das in zwei Etappen seinen Weg von New York nach Zürich fand. Glamourös war auch das Esszimmer mit zwei antiken koreanischen Kommoden, die vor einer Wand mit Originaltapete aus den 70ern standen. Virginia Maissen hatte sechs Rollen davon im Internet erstanden. Auch das Kinderzimmer von Nesthäkchen Aris wurde liebevoll gestaltet - mit hellblauen Wänden und Streifenbordüre. Das besondere Talent zum Einrichten findet im Schlafzimmer seine Krönung. Wer würde schon ein Bett direkt unter dem Fenster platzieren? Die gebürtige Bündnerin tat es und landete damit einen Coup: Der Raum gewann an Spannung und Grösse. Ausserdem, so erzählt sie, hätte sie von ihrer geschickt plazierten Liegstatt einen wunderbaren Blick durch alle Zimmer gehabt.

Einiges von dem, was so viele Jahre an der Seite von Virginia Maissen an Patina gewann, zog mit ins neue Zuhause. Von anderen Dingen tennte sie sich leichten Herzens. Immer wieder wandert auch ein Stück aus ihrer umfangreichen Sammlung in die Ausstattung eines Hotels oder Cafés - Projekte, die sie mit ihrer Agentur Gustave realisiert. Oder es dient als Inspiration für neue Entwürfe wie die Parkettkollektion für Bauwerk. Sieht ganz nach Happy End aus. Einzig die Frage nach einer neuen Location für die Weihnachtsparty ist noch ungeklärt. Aber auch für dieses «Herzensprojekt» wird die Agenturchefin sicher eine Lösung finden.

Von Christine Halter-Oppelt am 18. November 2013 - 10:35 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 18:06 Uhr